Das helle Licht der Träume by Alexander Nicole

Das helle Licht der Träume by Alexander Nicole

Autor:Alexander, Nicole [Alexander, Nicole]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Blanvalet
veröffentlicht: 2015-11-16T16:00:00+00:00


Kapitel 21

Sunset Ridge, Queensland, Australien

Februar 2000

Sie waren auf dem Rückweg von der westlichen Grenze des Besitzes. Jedes Mal, wenn Madeleine aus dem Pick-up stieg, um ein Gatter zu schließen, brannte ihr die Sonne auf der Haut. Schweigend ruhte das Land in der Nachmittagshitze, schimmerte silbern, als hätte ein außerirdischer Töpfer es in einen riesigen Brennofen gesteckt und alle Braun-, Beige- und Grüntöne, die sonst vorherrschten, mit einer silbrigen Glasur überzogen. Lediglich die Sonne durchbrach diese farbliche Monotonie. Ihre Strahlen wanderten wie rote Fühler über Himmel und Landschaft.

Madeleine spürte, dass sie sich immer mehr auf Sunset Ridge und die Geschichte ihrer Familie einließ.

Sie hatte George von ihrem Besuch im Postmuseum berichtet und von den teilweise verstörenden Informationen, die sie dort erhalten hatte. Auch für ihren Bruder war das alles neu gewesen. Beide brauchten sie Zeit, die neuen Erkenntnisse zu verarbeiten und ihre Bedeutung zu erkennen. Insbesondere in Bezug auf David Harrow.

Immerhin wussten sie jetzt, dass der Großvater bei der Entwicklung seines Talents keineswegs gefördert worden war. Vielmehr hatten G. W. und Lily ihm Steine in den Weg gelegt. Für die geplante Ausstellung sicher ein interessanter Aspekt, mit dem sich etwas anfangen ließ. Überhaupt schien die Familiengeschichte zunehmend relevanter zu werden. Die Vorstellung, dass der Künstler entweder seelisches oder physisches Leid oder beides erfahren hatte, würde ein ganz neues Licht auf die Bewertung seines künstlerischen Schaffens werfen.

Abgesehen von diesen Fragen, beschäftigte Madeleine insbesondere etwas anderes: Warum hatten weder Jude noch George ihr vom Alkoholismus ihres Vaters erzählt? Sofern das Gerücht stimmte. Diese Geschichte hatte sie ihrem Bruder bislang vorenthalten. Sie entschloss sich, mit der Tür ins Haus zu fallen.

»War Dad wirklich Alkoholiker?«

»Hat dir das auch dieses Klatschweib erzählt?«

Sie sah ihn an. »War er’s oder nicht?«

George spielte, um Zeit zu gewinnen, am Radio herum und schaltete es dann aus. »Ich weiß nicht, wann es angefangen hat«, setzte er zögernd an. »Soweit ich weiß, hat er im Haus nicht viel getrunken. Gut, vor dem Abendessen einen Rum mit Wasser, aber an mehr erinnere ich mich nicht – es sei denn, er machte sich über die Flaschen her, nachdem wir zu Bett gegangen waren.«

»Ist das zu fassen? Und ich hab immer gedacht, dass er psychische Probleme hatte.«

»Manchmal ist das eng miteinander verzahnt«, erwiderte George düster.

»Trotzdem war es falsch, die Sache vor mir zu verschweigen«, gab Madeleine gereizt zurück. »Außer mir wussten es offenbar alle. Der ganze Distrikt hat schließlich darüber geredet.«

George schaltete einen Gang runter und lenkte den Wagen über ein am Boden liegendes Weidegitter. »Vermutlich hat es einer der Farmarbeiter ausgeplaudert. Und so kam es dann ans Licht.«

»Was willst du damit sagen?«

»Nun, eines Tages ritt ich an den Rinderkoppeln vorbei – ich glaube, du warst mit Mum in Banyan –, da hörte ich Lärm und sah Dad im Schneidersitz im Gras sitzen. Ich merkte sofort, dass er betrunken war. Er sang und lachte, und neben ihm lagen zwei leere Rumflaschen. Weil er mich nicht bemerkte, bin ich umgekehrt und hab ihn in Ruhe gelassen.« Er sah seine Schwester an. »Ich wusste nicht, was ich tun sollte.



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